Mittwoch, 7. Oktober 2009

Literatur. Sprache und Kunst

Es ist recht bezeichnend, dass ausgerechnet jener Post, der sich mit Grass beschäftigt, am meisten Resonanz kassierte. Wo sich die Älteren verraten fühlen, fühlen sich die Jüngeren gelangweilt, so das bisherige Meinungsbild, dass sich bei meinen Gesprächen ergeben hat. Außer die Schriftsteller, die wissen, was ich meine, wenn ich sage, dass ich vor der Blechtrommel den Hut ziehe. Dass die Kulturszene sich mehr als eingehend dem Werk Grass' widmet, muss nicht extra betont werden (siehe das Festival, das gerade statt findet: Grassomania)

Grass hat in der Blechtrommel nicht nur Inhalt gestaltet - der derartig polarisiert, dass etwas wesentliches häufig außer acht gelassen wird: Die Sprache. Hier wurde das Wort gestaltet, die Möglichkeiten des Ausdrucks neu erfunden, Motive ausgearbeitet, die in das kollektive, schriftstellerische Unterbewußtsein übergegangen sind.
Mein Respekt vor dieser Leistung ist also vorrangig der einer Schriftstellerin, von dieser Warte kann und darf man nicht überrascht sein, wenn man den Blog einer Schreibenden liest. Es geht, diesen Aspekt muss man hervorheben, um die Literarizität. Respekt vor einem Werk zu haben heißt nicht, ihm unkritisch gegenüber zu stehen.

Über all dies musste ich gestern nachdenken, bei einem ausgedehnten Spaziergang durch die alte Vorstadt, durch den Zabi Kruk (Poggenpfuhl), am Plac Walowy (Wallsplatz) vorbei, bis hinunter zu den Bastionen... in den vergangenen zwei Monaten ist mir Danzig in all seinen Erscheinungen sehr vertraut geworden, ich bin ungeheuer gespannt, was der morgige Tag birgt.

1 Kommentar:

  1. Hallo Sabrina,

    jeder kann denken über Grass was er will. Fakt ist: Er ist Literaturnobelpreisträger, er ist weder unumstritten in Deutschland noch in Polen, aber er ist sprachgewaltiges Urgestein, dessen Stil von den Einen bewundert, von den Anderen verrissen wird. Hinzu kommt, dass er mitunter scheinbar noch als "Verräter" gesehen wird (hallo Gerold, wirft nicht alleine schon diese Beschuldigung ein bezeichnendes Licht auf Jene die offensichtlich noch im Vorgestern leben?).

    Liebe Sabrina, schade, dass ich heute nicht Eure Diskussion live miterleben kann. Ich reise halt immer zum falschen Zeitpunkt in Danzig ab. Aber ich drücke Dir die Daumen, dass Ihr mit Grass eine gute, fruchtbare und interessante Diskussion habt. 300 geladene Gäste erwarten das auch :-)

    Anschließend (21:00 Uhr) geht Gunter Grass noch auf die Speicherinsel in den Club Zejman um der Gründung eines deutsch-polnischen Vereins seinen Segen zu geben, der dazu beitragen soll, einander besser zu verstehen. Der Club Zejman liegt direkt gegenüber der "Browarnia Gdansk", auf der anderen Seite der Neuen Mottlau.

    Ob man nun Grass mag oder nicht: Er trägt viel dazu bei, dass sich die Nachkriegs-Danziger mit dem Vorkriegs-Danzig und dessen ehemaligen Bewohnern befassen. Allein das ist schon sehr viel wert.

    Herzliche Grüße
    Wolfgang

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