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Sonntag, 15. November 2009

Unteres Langfuhr

Man soll die Woche nicht vor dem Sonntag loben: Wo gestern noch so atemberaubend schönes Wetter war, ist heute nur noch eine nasse Novemberkälte... Alles ist verhangen, ab und zu entschließt es sich, zu nieseln. Michal, sein kleiner Sohn Mateusz und ich hatten uns dennoch vorgenommen, endlich den Spaziergang zu unternehmen, von dem wir schon so lange reden:
Durch das untere Langfuhr, dem Ort Michals Kindheit.

Am Storchenhaus vorbei ("hier wurden Grass und ich geboren"), weiter zum Strießbach, wo die Jungsbande von damals im Sommer gebadet hat, sich von den Weiden über das kleine Sandufer hat fallen lassen. Schiffe schwimmen lassen, vor Blutegeln kreischend davonrennen. Heute ist der Strießbach begradigt, in Beton eingefasst, da bleibt wenig Platz für Fantasie oder Kinderspiele. Jetzt ist es die Erinnerung, die geteilt werden kann...sie ist immer das, was bleibt.

Dann, in der Nähe der Hallera: der kleine Laden, in dem man als kleiner Junge sein gesamtes Taschengeld für Autos und Kaugummis mit Stickern ausgegeben hat. Kleine Schätze. Damals, erzählte Michal, gab es hier kaum Autos (nicht vor 50, sondern vor 20 Jahren), dafür viel mehr Büsche und Sträucher als heute. Ganze Orchester von Spatzen hatten hier jeden Morgen Symphonien eingeübt.

Die Gärten der Nachbarn in der Nähe der Hallera, wo man Erdbeeren und Obst geklaut, der Park, in dem man Krieg gespielt hat. Alles wirkt auf einmal so klein. Der kleine Mateusz hat jedes Mal ganz große Augen gemacht, wenn ihm sein Vater erzählt hat, dass er hier als kleinere Junge gespielt hat. So, als ob er Geschichten hören würde aus längst, längst vergangenen Zeiten.

Montag, 2. November 2009

Jaskowa Dolina

Ausflug mit Adrzej in den Jäschkentaler Wald. Erst ein ausgiebiger Spaziergang durch Wrzeszcz, vorbei an seinem Geburtshaus, schon in unmittelbarer Nähe des Waldes, und dann, endlich: hinein in den Wald. Wunderbar hügelig ist es hier, sanft wellt sich der Waldboden den Füßen der Wanderer entgegen, und hoch über den Köpfen rauschen die Buchen mit den ihnen noch gebliebenen Blättern. Ihre schlanken Stämme stehen weit entfernt voneinander, hell ist es und licht.

Andrzej erzählt von endlosen Rodelfahrten durch den Wald, als er noch ein Kind war - und, dass viele Rodelstrecken nun schon längst in Vergessenheit geraten wären. Was muss es für eine Freude gewesen sein, sich in den Elementen zu suhlen, im Schnee, im Waldboden, umgeben von kristallklarer Luft...

Dieser Ausflug - wir rundeten ihn ab, indem wir an den ausladenden Villen vorbei spazierten und lange Hälse machten, uns vorstellten, wie es wäre, dort drinnen zu wohnen - kam ganz passend.
Als wir nämlich vor dem Gutenberg-Denkmal standen, fiel mir ein, dass ich erst Tage zuvor, in "Hundejahre", von jener Stelle im Wald gelesen hatte. Furchtbar mutete da jener Gutenberg auf seinem Podest den Kindern an: Tulla machte Jenny zum Schneemann, und Matern machte unweit, im Steffensweg, Eddi Amsel ebenfalls zum Schneemann und zum Goldmäulchen.

Ich beglückwünschte Andrzej zu seinen besser gearteten Kindheitserlebnissen. Aber auch wir gruselten uns ein wenig, als wir an Gutenberg vorbei kamen: Ein paar zwielichtige Gestalten, die eng um ihn herum standen und eine Wodkaflasche kreisen ließen, ließen uns schneller gehen. Man weiß ja nie.