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Donnerstag, 27. August 2009

Die Unruhe vor dem Sturm

Noch fünf Tage bis zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs. Die Vorbereitungen in Danzig laufen auf Hochtouren, seit einigen Tagen meine ich, eine gewisse Nervosität in der Luft zu spüren. Alle Parks werden eifrig geschoren, Bürgersteige werden geschrubbt, auf öde Flecken Erde Grassamen gestreut. Die Stadt bereitet sich vor. Merkel, Putin, Sarkozy, es wird hoher Besuch erwartet.

Diese Nervosität hat sich auch auf mich übertragen. Heute vormittag bin ich mit einem Fernsehteam von der ARD auf der Westerplatte gewesen, in knapp zwei Stunden wurde ein kleines Gespräch und ein Spaziergang gefilmt. Rund um uns herum wuselten die Bauarbeiter, die Gärtner, die Bühnenarbeiter - die meisten waren gerade damit beschäftigt, riesenhafte Buchstaben an ein Gerüst zu befestigen: Nigdy wiecej wojny, Niemals wieder Krieg.
Ein paar Stunden später dann ein Radiointerview mit dem RBB, dem Rundfunk Berlin-Brandenburg, am Wochenende wird das ZDF da sein und ein Feature drehen - "wie das so ist, Stadtschreiber zu sein".

Darüber sollte ich mir beizeiten noch ein paar Gedanken machen. Ich glaube, es sollte entfernt etwas mit Schreiben zu tun haben. Momentan sind meine Nerven so gespannt, dass ich es gerade einmal schaffe, meine Stelle zu verwalten, ich bin mein eigener Sekretär. Nach dem 1. September, so habe ich mir versprochen, wird wieder geschrieben. Solange heißt es Zähne zusammenbeissen. Dann kann man auch nicht mehr so viel Jammern...

Sonntag, 16. August 2009

Oliwa. Maria Himmelfahrt

Mit B. in Oliwa gewesen, ganz feierlich war uns zumute, wie wir unter den Bäumen gewandelt sind und an jeder Ecke auf Brautpaare trafen....schwarz für den Bräutigam scheint merkwürdigerweise unmodern geworden zu sein, die meisten der jungen Männer trugen Creme oder Grau. An den Teichen saßen eng umschlungene Teenager und starrten gebannt auf die Paare und ihre Gefolge, ab und zu tuschelten die Mädchen den Jungs etwas in ihre Ohren und kicherten.
Im Teich selber: Ein unentwirrbares Geflecht von hellgrünen Wasserpflanzen, die den Teich beinahe komplett ausfüllen. Ein riesiger Karpfen pflügte durch sie hindurch wie ein Mähdrescher zur Erntezeit, irgendwann blieb er stecken und bewegte sich nicht mehr. Ein altes Ehepaar, das an uns vorbei ging, besprach heimlich, ob man den Karpfen irgendwie dort herauskriegen könnte. Ich glaube, sie verschoben ihre Pläne für später am Abend.

Und dann die Kathedrale...ich liebe es, durch das vorgelagerte Portal in den Innenhof zu treten, eine Vorstufe zum eigentlich Eintritt in das Gotteshaus. Natürlich war eine Hochzeit im Gange, leise setzten wir uns zwischen die Gäste und hörten dem Gesang des Priesters zu. Die Türen der Kathedrale blieben geöffnet, warmer Wind von draußen mischte sich mit dem Geruch der weißen Lilien, die überall angebracht worden waren. Draußen knallte eine Flasche Sekt, unterdrücktes Lachen.
Nach einer halben Stunde waren wir gegangen, B. hatte es noch auf den Friedhof in der Nähe der Kathedrale gezogen. Wir fanden die Gräber einiger Männer, deren Todestag der 2. September 1939 war. In kaum zwei Wochen wird der Ausbruch des zweiten Weltkrieges nun 70 Jahre her sein. Eine abstrakte Zahl. So ein Grabstein ist viel konkreter, als alles andere jemals sein könnte.