Freitag, 11. September 2009

Sous le ciel de Pologne

Gerade bin ich mit der wiederholten Lektüre Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" fertig geworden. Ich verstecke gar nicht, dass ich daraus klaue wie ein Rabe: Rilke ist Großmeister der fein ziselierten Sprache und starken Bilder, damit kriegt er mich immer wieder. Meine Danziger Stadterzählung - dieser Band wird schon nächstes Jahr erscheinen, ganz konkret also - wird, ähnlich wie der "Malte", ebenfalls aus Fragmenten und Aneignungen bestehen, Fiktionalisierungen, die erst in ihrer Masse ein Bild des Erzählers ergeben. Hauptrolle spielt natürlich Danzig, immer wieder Danzig, mit seinen Geschichten und Momenten.

Und dann Paris: Wie merkwürdig, dass trotz der unheilvollen Beschreibungen Paris' und seiner Gestalten, ich mich plötzlich heftig nach der Metropole an der Seine sehne...Meine Sehnsucht geht so weit, dass ich meine Fenster weit geöffnet habe und in den Regen Edith Piaf und Serge Gaisnbourg hinaus singen lasse. Sous le ciel de Paris s'envole une chanson... was gäbe ich nicht für ein Croissant á l'almendre irgendwo im Quartier Latin!

Also ein Tag der törichten Sehnsucht und einer unbestimmbaren Rilke-Melancholie. Ich verbiete mir das ganz und gar nicht. Jeder Gedanke und jene Sehnsucht wird schließlich zurück strahlen auf den Ort, an dem ich mich tatsächlich befinde, und mir neue Aufschlüsse über ihn liefern. Auch Aufschlüsse über mich selbst und was ich vermisse, wenn ich fort bin. Ich weiß nun übrigens, dass ich für den Roman mich mehr mit Wrzeszcz und Nowy Port auseinander setzen muss.
Benjamin Biolay singt gerade: Novembre toute l'année. Es regnet noch immer, Kälte dringt ein in mein Zimmer, aber der Kaffee wärmt meine Hand.


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