Kurze Stadtflucht hinaus nach Gdynia - aus der Stadt in die Stadt. Gdingen, Gotenhafen, Gdynia - eine stürmische Geschichte, und der Sonnenschein von gestern nahm sich denn auch wie ein Anstrich aus, der schwerlich die Geschichte des Ortes und das sonstige, klimatische Temperament verdecken konnte.
Die Zeiten als ruhiges Fischerdorf: welch ein Gegensatz zu der Rolle, die ihm einst im 20. Jahrhundert zufallen sollte. Mir drehte es regelrecht den Magen um, als ich am Hafen stand, ins tintenschwarze Wasser starrte und daran dachte, dass vor gut 64 Jahren von hier die Wilhelm Gustloff startete, mit über 10.000 Menschen an Bord, die meisten von ihnen Flüchtlinge, Zivilisten - und die allermeisten von ihnen sollten ihr Ziel, Westdeutschland, nie erreichen.
Das sowjetische U-Boot S 13 setzte ihrer Reise ein Ende. Jene Versenkung gilt bis zum jetzigen Zeitpunkt als größte Katastrophe in der Geschichte der Seefahrt... (Zum Vergleich: Beim Untergang der Titanic - wenn auch schwerlich zu vergleichen - starben etwa 1500 Menschen)
Vielleicht ist es mein persönlicher Respekt vor dem Wasser, das Misstrauen, das ich diesem Element entgegenbringe, das mich hat am Hafen regelrecht gefrieren lassen.
Vielleicht aber lese ich auch zuviel, bevor ich an Orte gehe, und weiß dann Dinge, wie, dass, um eine Panik zu vermeiden, Soldaten auf der Gustloff über 1000 Menschen mit Waffengewalt im Wintergarten festgehalten hatten. Keine Chance zu entkommen, sich zu retten - und dass, obwohl das Schiff schon im Sinken begriffen war. Um das Drama zu vervollkommnen herrschten draussen Temperaturen von minus zwanzig Grad und das Schiff war nur unzureichend mit Ruderbooten (!) ausgestattet...
Kein entspannender Ausflug also, und dass, obwohl Gdynia heute eine sehr lebhafte Stadt ist, mit breitem kulturellen Angebot und schönen Cafés entlang der Uferpromenade... Dieses Mal besaß ich leider nicht die nötige Seelenruhe, um mich dort niederzulassen und auf die Bojen und Möwen im Wasser zu schauen. Hoffentlich ein ander Mal, Gdynia hat als Stadt einen besseren Eindruck definitiv verdient!
Donnerstag, 29. Oktober 2009
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen