Seit zwei Tagen bin ich hier, und seit zwei Minuten habe ich zusätzlich zu meinem Fenster zu Danzig ein Fenster zur Welt: Internet! Gerade waren Michal und ein sehr schüchterner Techniker da, haben heimlich im Flur geflucht und viel mit Kabeln gewirbelt. Wasser wollten sie nicht, auch Kaffee haben sie abgelehnt, das muss an einer Art ungeschriebenem Höflichkeitskodex liegen, den mitbekommt, wer in Polen geboren wurde und aufwuchs.
Mit dem Pfund kann ich nicht wuchern: Als Halb-Polin, Ganz-Hybridin, bin ich in Deutschland aufgewachsen.
Du sprichst aber gut Polnisch, hat Michal zum Abschied gesagt, und einen schnellen Blick auf meinen mit Büchern und Broschüren zugestellten Schreibtisch geworfen, und ich hatte abgewunken. Ich schreibe auf Deutsch, auf Polnisch könnte ich es nicht. Auch die Texte, die hier entstehen werden und schließlich das, was man Roman nennt, werden auf Deutsch sich entwickeln.-
Draußen scheint die Sonne, Danzig hat sein Sommerkleid angezogen, und Blumenfrauen haben mein Auto umstellt, bis heute Abend also bleibt es umrankt von Nelken und Sonnenblumen. Möwen zerschneiden den Himmel, ich werde sie vermissen, das weiß ich schon jetzt.
Jetzt also: Das Blog. Eine eigentümliche Vorstellung: Dass andere lesen, was man sonst für sich, kaum eingestanden, in Heftchen notiert und schon nach einigen Monaten kaum mehr entziffern kann.
Viel anders möchte ich es aber nicht halten müssen. Meine Texte unterlaufen Dutzenden von Abänderungen und Überarbeitungen, der Blog soll freier sein, unmittelbarer. Mit dem heutigen Tag geht es los, er ist der Startschuss ins Stadtschreibertum und in das Blog hinein.