So oft war ich schon am Denkmal der Werftarbeiter, so oft habe ich hinter das Gitter des Tores geblickt und mich gefragt, was sich wohl dahinter verbirgt, wie diese Werft wohl aussehen mag. Nur selten hat man das Glück und die Gelegenheit, hinter dieses Tor zu blicken, etwa, wenn eine Ausstellung auf dem Werftgelände ist, oder eine innovative Theatervorstellung. Sonst ist die Werft für Besucher geschlossen, immerhin werden in ihr noch Schiffe gebaut.
Hätte sich Slawek nicht in den Kopf gesetzt, mir Danzig zu zeigen, und zwar gründlich, wäre es wohl bei diesem weißen Flecken auf meiner Danzig-Karte geblieben. Aber so hatte er etwas Großartiges aufgetrieben: Eine "Subjektive Busfahrt", neunzig Minuten lang quer über das Werftgelände. Der Clou an der Sache: Geführt wird sie von einem ehemaligen Werftarbeiter, der die Tour mit eigenen Erfahrungen und Erlebnissen spickt. Als der Bus los fuhr, in die Werft hinein, kam gerade aus ihrem Innern eine Busladung Arbeiter nach der Schicht. Müde Gesichter, leicht erheitert beim Anblick der Touristen, die sich freiwillig hinein kutschieren lassen.
Auch wenn meine Hoffnung, von einem zotteligen Urgestein durch die Werft geführt zu werden, unerfüllt blieb, war es sagenhaft, Danzig aus dieser so einmaligen und vitalen Verortung kennen zu lernen.Einmal drin in der Werft, blickt man hinaus, nach Danzig. Das Gelände ist so groß und mit allem Lebensnotwendigem versehen, es ist wie eine Stadt innerhalb der Stadt, ein eigener Kosmos. Sicherlich einer der Gründe, warum sich ein so großes Selbstbewußtsein der Werftarbeiter bilden konnte... Von so einer Randlage, einer Außenlage, entwickeln sich zwangsläufig andere Sichtweisen. Und dann, wie bedeutungsschwanger, Gehäuse zu bauen, mit denen man über die Meere, an andere Ufer gelangen kann...
Überall der obligate Wermut, ein paar Lichtnelken, das ganze Terrain ist saftig überwuchert, das Grünzeug verschlingt mit großen Appetit die Metallteile, die überall umher liegen und dem ganzen Gebiet etwas sehr zufälliges, freiheitliches geben. Soll es doch wuchern, wenn es will. Wer sind wir schon, es ihm zu verbieten. In einem der alten Backsteingebäude hat Lech Walesa gearbeitet. Am Ende der Tour sagt unser Führer, dass wir Walesa ja nicht blind verehren müssten, aber seine damalige Rolle anerkennen, das schon.
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Freitag, 21. August 2009
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