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Montag, 9. November 2009

Erbe und Zitate

Auch wenn sich das (Strassen-)Bild einer Stadt im Laufe der Geschichte veraendert, bleibt vieles doch erkennbar, auch wenn es nicht detailgetreu wieder auf- oder umgebaut wurde. Auch innerhalb der Architektur wird zitiert, wird sich aus dem reichen Erbe der Stadtgeschichte und ihrer Bauweise bedient.

In der Gegend, in der ich wohne, musste bis auf die Kirchen am Anfang und Ende der Strasse, alles wieder aufgebaut werden. Man hat sich nicht an jedes Detail gehalten. Aber: Man hat sich an einen (ehemals) vorherrschenden Stil angepasst, beherzigte Giebel, schmale Fassaden. Laengst nicht so herausgeputzt wie auf der Dluga oder der Piwna, aber immerhin: formbewusst.

Architektonische Stile aendern sich, unterliegen einer staendigen Mutation (Resultate einer manchmal fragwuerdigen "Evolution" finden sich wohl an jedem Ort der Welt) - und doch, manchmal gelingt es, sich immer wieder auf sein aesthetisches Erbe zu besinnen und Entwicklung und Tradition in Einklang zu bringen.

Unter den gelungensten Vertretern der ganz neuen Architektur, die sich mit einem hanseatischen, Danziger Stil auseinandersetzt, befinden sich einige Wohnhaeuser zwischen der alten Vorstadt und der Niederstadt, auch die Planungen fuer einen Gebaeudekomplex neben dem Krantor verfolgen eine Mimikry-Technik: sich einfuegen, und, wenn moeglich, nicht auffallen. Man uebernimmt die Form, spielt mit Materialien: viel Fenster, Glas, Fragmentierung der Fassaden.

Danzig: Ein lebendiger, sich entwickelnder Ort. Es lohnt sich in die Gegenwart und die Zukunft zu schauen, nicht nur in die Vergangenheit!

Donnerstag, 6. August 2009

Wielki Mlyn / Große Mühle




Heute erbost von einem Spaziergang durch die Altstadt zurück gekommen, sonst eigentlich eines der Gebiete in Danzig, die mir sehr lieb sind: Am Kanal Raduni/Radaune-Kanal entlang, sich unter eine der Weiden setzen und die Nase in ein Buch stecken...

Vor allem für Liebhaber von (großen) Backsteinbauten ist die alte Mühle eine wahre Pracht, so auch für mich. Lange Zeit konnte ich mich daran nicht satt sehen, und habe mir absichtlich einen Besuch des Inneren vorerst versagt .... um ja kein Detail des Äußeren zu verpassen, nichts unbesehen zu lassen.
Dann heute die grandiose Idee, sich nun endlich das "centrum handlowe", das Einkaufszentrum, das sich im Innern der Mühle verbirgt, in Augenschein zu nehmen.
Schwer, die Regungen, die beim Hineingehen auftreten, in eine Ordnung zu bringen: Migräne-Anfall, der dringliche Wunsch, sofort rückwärts wieder hinauszugehen, wegrennen.
In der großen Mühle wird Ramsch verkauft, es stinkt nach Plastik, und: es ist leer, einzig ein paar enttäuschte Touristen tapsen umher. Wenn ich den ganzen Ramsch und Kitsch auf dem Jarmark geschluckt habe, dann vor allem deswegen, weil er in zwei Wochen wieder vorbei sein wird. Aber muss man wirklich ein solch prächtiges Gebäude wie die große Mühle derart entweihen?
Ich denke an die Tuchhallen in Krakau, was dort verkauft wird, ist ebenfalls nichts, was es nicht woanders auch gebe. Aber wenigstens macht es nicht die Augen tränen.