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Montag, 9. November 2009

Erbe und Zitate

Auch wenn sich das (Strassen-)Bild einer Stadt im Laufe der Geschichte veraendert, bleibt vieles doch erkennbar, auch wenn es nicht detailgetreu wieder auf- oder umgebaut wurde. Auch innerhalb der Architektur wird zitiert, wird sich aus dem reichen Erbe der Stadtgeschichte und ihrer Bauweise bedient.

In der Gegend, in der ich wohne, musste bis auf die Kirchen am Anfang und Ende der Strasse, alles wieder aufgebaut werden. Man hat sich nicht an jedes Detail gehalten. Aber: Man hat sich an einen (ehemals) vorherrschenden Stil angepasst, beherzigte Giebel, schmale Fassaden. Laengst nicht so herausgeputzt wie auf der Dluga oder der Piwna, aber immerhin: formbewusst.

Architektonische Stile aendern sich, unterliegen einer staendigen Mutation (Resultate einer manchmal fragwuerdigen "Evolution" finden sich wohl an jedem Ort der Welt) - und doch, manchmal gelingt es, sich immer wieder auf sein aesthetisches Erbe zu besinnen und Entwicklung und Tradition in Einklang zu bringen.

Unter den gelungensten Vertretern der ganz neuen Architektur, die sich mit einem hanseatischen, Danziger Stil auseinandersetzt, befinden sich einige Wohnhaeuser zwischen der alten Vorstadt und der Niederstadt, auch die Planungen fuer einen Gebaeudekomplex neben dem Krantor verfolgen eine Mimikry-Technik: sich einfuegen, und, wenn moeglich, nicht auffallen. Man uebernimmt die Form, spielt mit Materialien: viel Fenster, Glas, Fragmentierung der Fassaden.

Danzig: Ein lebendiger, sich entwickelnder Ort. Es lohnt sich in die Gegenwart und die Zukunft zu schauen, nicht nur in die Vergangenheit!

Dienstag, 27. Oktober 2009

Zeitzeugen aus Papier

Gestern war ich im Danziger Archiv - unweit des Werfteingangs - und habe mich durch allerhand alte Stadtführer über Danzig gewühlt. Der älteste war ein schlichter Bildband von 1897, weitere Bücher priesen die Vorzüge der alten Hansestadt an, wieder andere betonten ihre Problematiken, etwa die der beengten Wohnsituation.
Faszinierend, vor sich auf dem Tisch gleich dutzendweis verschiedene Perspektiven und Meinungen aus verschiedenen Jahren zu dieser Stadt zu haben.
(Leider war ausgerechnet jener Stadtführer, nach dem ich gesucht hatte, nicht vorhanden...)

Eigentümliche Atmosphäre in dem Gebäude und im Arbeitsraum - nicht zu vergleichen mit der Bibliothek eine Straße weiter, die ein ganz wunderbarer Ort ist zum Arbeiten.
Aber immerhin: Der Arbeitsraum war voll, die Konzentration waberte über den Köpfen der Leute, fasst konnte man sie berühren. Dieses Bild hat mich immer wieder von meinen Stadtführern aufsehen lassen: die Köpfe, die dicht über alte Bücher und Karten gebeugt waren, sich kaum bewegten.

Obwohl ich nicht genau gefunden hatte, was ich suchte, habe ich doch einige Ansätze zur Wohnsituation und Bebauung der Vorstadt gefunden...heute steht dann wieder eine Terrainbegehung an, Feldforschung. Für mich ist es natürlich wichtig, um die Geschichte der einzelnen Orte zu wissen - als Fundament, gleichsam. Wichtiger sind aber Inspiration und Geschichten, die mir die Orte heute geben.
Und die Bäume am Wallplatz, rund um die Reste des alten Springbrunnens, müssen heute in grellem Gelb und Rot leuchten. Es ist Herbst, und der will erlebt werden!

Montag, 21. September 2009

Traumwelten

Heute nacht hatte ich einen eigenartigen Traum. Ich träumte, ich sei in Danzig unterwegs, irgendwo in der Innenstadt, vielleicht auf der Szeroka, und plötzlich hörte ich Leute, die "Feuer!" schrieen, hörte Fensterscheiben bersten, Häuser in sich zusammenbrechen. Ich ging schneller, plötzlich war ich in eine Rauchwolke eingehüllt, Stimmen um mich herum, laut war es, Explosionen überall, und der einzig klare Gedanke, den ich fassen konnte, war: Ich muss unbedingt ans Krantor und gucken, wie es ihm geht.

Als es endlich ruhiger wurde, bin ich die Szeroka hinuntergeeilt, hinab an die Motlawa, und für einen Moment durchzuckte mich der Gedanke: Wie dumm von mir, wer wusste schließlich schon, ob die Explosionen schon ein Ende hatten?
Die Straße um mich herum war verwüstet, ich erkannte sie kaum wieder, da war nur dieses diffuse Traumgefühl, zu wissen, wo man war, ohne dass man es sah. Durch den Rauch hindurch sah ich die Mauern des Krantors, nur waren sie viel zu klein, viel zu klein...

Dann bin ich aufgewacht. Das erste, was ich tat, war ans Fenster zu springen und mich rasch zu vergewissern, dass alles in Ordnung ist und gut. Es war alles in Ordnung und gut. Vielleicht sollte ich aufhören, vor dem Einschlafen ein Geschichtsbuch über Danzig zu lesen. Ich muss Danzig vor meinen Träumen schützen.