Donnerstag, 22. Oktober 2009

Stogi. Wind und Wetter



Und keine Menschenseele weit und breit. Schweden, quer übers Meer: 400 Kilometer

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Festungswälle und Bastionen

Einer meiner Lieblingsorte in Danzig ist ganz entschieden die alte Steinschleuse geworden, die die Niederstadt von der Vorstadt trennt.
Gleich hinter dem schmalen Leege Tor - die Durchfahrt ist einspurig, und so gibt es immer ein großes Gerangel darum, wer als erster durchfahren darf, ein großes Gehupe und Gedrängel - türmen sich die Erdkegel der Bastion Maidloch und der Bastion Gertrud auf. Und dahinter, eine bewaldete Wand: der Bischofsberg, bunt getupft und schon arg mitgenommen von den vergangenen Stürmen.

Aber zurück zu der Steinschleuse: Wo im Sommer Kinder umhersprangen und sich in das trübe Wasser schubsten, herrscht nun Stille, Schwäne gleiten durch den Nebel, der sich über die Wasser der Mottlau gelegt hat, und verschwinden mal in den Schwaden, mal im Schilf des Ufers.
Wenn man mutig ist, kann man auf den verfallenen Resten der Steinschleuse balancieren, kann von Granitblock zu Granitblock springen, um schließlich klopfenden Herzens den Aufstieg auf die Krone der Bastion Gertrud zu unternehmen. Einst ließen sich hier in diesen Wällen, die aufgeschüttet wurden aus der Erde und dem Dreck der Stadt, zuhauf Porzellanreste und Münzen finden. Nun ist alles grasüberwuchert, keine Chance, an den Grund zu gelangen.

Von oben hat man eine wunderbare Sicht auf die Niederstadt, dieses wunderbare Viertel: auf den Wallplatz, das alte städtische Leihhaus, und schließlich das kleine Zeughaus, in dem nun ein Institut der Kunsthochschule residiert. Im Innenhof stehen die Fingerübungen der angehenden Bildhauer: Oberkörper, Tiere, Fabelwesen liegen da wild durcheinander, gucken aus dem Nebel heraus den Fußgänger an. Vielleicht das poetischste Bild, das sich finden lässt, weit und breit.

Und da, ganz weit hinten: Die Marienkirche, auch der Turm des Rathauses. Wie weit weg das alles scheint!
Hier gibt es vorerst Spannenderes zu entdecken: Von hier oben lässt sich am Fuß der Bastion Maidloch eine Öffnung ausmachen, die sich später als Fledermaushöhle entpuppen soll: Wer hineinblickt, den umweht ein kalter Hauch. Ein Königreich für eine Taschenlampe!

Dienstag, 20. Oktober 2009

Fort

Es ist der zwanzigste Oktober und draußen ist jeder Bezugspunkt verloren


Montag, 19. Oktober 2009

Genius loci

Am Freitag also die Lesung auf dem mitost-Festival in Danzig. Zwölf Seiten Stadterzählung und eine Stille im Raum, dass ich die Leute in der ersten Reihe atmen hören konnte. Nach der eigentlichen Lesung dann eine Diskussion, die länger als der erste Teil dauerte: Jeder hatte eine Frage loszuwerden, generell zur Literatur oder zu Danzig, aber auch ganz speziell zum Schreiben, meiner Aufgabe in Danzig, Pflichten und Freiheiten, dem Stipendium.
Selten habe ich bei fremden, aber auch bei eigenen Lesungen eine so offene und heitere Atmosphäre erlebt. Es war großartig, danke!

Die Lesung wie das Festival fanden in den Räumen des Kino Neptun in der Langgasse statt, allein schon der Ort hat viel versprochen: die ausladende Eingangshalle, der Aufgang, und schließlich die kleineren, mit Einzelsesseln ausgestatteten Kinosäle. Und draußen, vor den Fenstern: Die berühmten Giebel der ulica Dluga...
Ein, zwei Mal ist meine Aufmerksamkeit während des Lesens nach draußen gerutscht, auf das kalt-nasse Pflaster der Langgasse, bis vor das Rathaus und den Neptun geschlittert (das Wetter hatte sich am Freitag wieder beruhigt - dennoch hatten die Gäste, die von Deutschland aus mit einer Fähre nach Danzig übersetzen wollten, nach Helsinki ausweichen müssen!) und erst dann wieder zurückgekehrt.
Genius loci!

Agnieszka saß ganz tapfer zwischen den Zuhörern, in der hintersten Reihe, so dass wir am Ende zusammen auf ein Bier gehen konnten.
Vorbei am Hohen Tor, der Peinkammer und dem Gefängnisturm (es nieselte, und überall spiegelte sich das orangene Licht der Straßenlaternen), in Richtung des Altstädtischen Rathauses, in dessen Kellergewölbe sich ein Irish Pub befindet. Beim Bier daran denken, dass oberhalb, vor über 300 Jahren, Johannes Hevelius nicht als Bierbrauer, sondern als Ratsherr saß...
Das Rathaus ist das einzige Gebäude, das in jenem Bereich Danzigs nicht zerstört wurde. Die Kontinuität dieses Gebäudes hat denn auch etwas wundersames! Nur an das Guinness muss man sich gewöhnen.

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Ahnung

Ohne dass ich es hätte erklären können, überkam mich bei meinem ersten Besuch in der Nikolaikirche (kosciol Sw. Mikolaja) ein sonderbares Gefühl der Beklemmung.
Am Ende der Swietojanska-Straße gelegen, hatte ich nur ein paar Schritte gehen brauchen, um sie zu erreichen - leicht schräg der Marienkirche gegenüber liegend, bildet sie das Gegengewicht zu dieser monumentalsten aller Kirchen.

Und dabei hätte ich allerlei Grund gehabt, mich für die Nikolaikirche zu begeistern: Nicht nur ist sie die älteste Kirche in Danzig - im 12. Jahrhundert erbaut! - , sondern noch dazu die, die als einzige im Krieg völlig verschont geblieben ist...
Neben einem wunderbaren Sterngewölbe weist sie außerdem eine originale, frühbarocke Ausstattung auf, völlig ausreichend also, um eine Architekturbegeisterte wie mich zu entzücken. Aber dennoch blieb es beim Fremdeln, so dass ich rascher wieder hinausging, als es mir ähnlich sähe.

Und dann erneut ein Treffen mit einer alten Danzigerin, diesmal im Café Ferber, zu einem ausgiebigen und sehr innigen Gespräch. Kurz bevor der Milchkaffee ausgetrunken war, erzählte sie mir, dass nachdem ihre Häuser 1945 zerstört wurden, hunderte von Danzigern über einen Monat lang in der Nikolaikirche Unterschlupf gefunden hatten - oder eher: darben mussten. Viele Kinder zogen es vor, auf dem Boden zu schlafen, weil die Bänke spärlich gesät und hart waren.

Heute werde ich nochmals in die Kirche gehen und sehen, wie es mir dieses Mal ergeht.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Radio

....und heute um 18:15 auf Radio Trójka: ein Interview mit mir samt Autorenporträt...

Mitost. Lesung

Am Freitag um 20 Uhr werde ich Rahmen des mitost-Festivals eine Lesung veranstalten mit Texten aus der Stadterzählung, die hier in Danzig neben dem Roman entsteht. Ort der Lesung ist das Festivalzentrum in der Ulica Dluga 57, in der dritten Etage.


Hier der Link zum Festival: www.mitost.org