Gestern war ich im Danziger Archiv - unweit des Werfteingangs - und habe mich durch allerhand alte Stadtführer über Danzig gewühlt. Der älteste war ein schlichter Bildband von 1897, weitere Bücher priesen die Vorzüge der alten Hansestadt an, wieder andere betonten ihre Problematiken, etwa die der beengten Wohnsituation.
Faszinierend, vor sich auf dem Tisch gleich dutzendweis verschiedene Perspektiven und Meinungen aus verschiedenen Jahren zu dieser Stadt zu haben.
(Leider war ausgerechnet jener Stadtführer, nach dem ich gesucht hatte, nicht vorhanden...)
Eigentümliche Atmosphäre in dem Gebäude und im Arbeitsraum - nicht zu vergleichen mit der Bibliothek eine Straße weiter, die ein ganz wunderbarer Ort ist zum Arbeiten.
Aber immerhin: Der Arbeitsraum war voll, die Konzentration waberte über den Köpfen der Leute, fasst konnte man sie berühren. Dieses Bild hat mich immer wieder von meinen Stadtführern aufsehen lassen: die Köpfe, die dicht über alte Bücher und Karten gebeugt waren, sich kaum bewegten.
Obwohl ich nicht genau gefunden hatte, was ich suchte, habe ich doch einige Ansätze zur Wohnsituation und Bebauung der Vorstadt gefunden...heute steht dann wieder eine Terrainbegehung an, Feldforschung. Für mich ist es natürlich wichtig, um die Geschichte der einzelnen Orte zu wissen - als Fundament, gleichsam. Wichtiger sind aber Inspiration und Geschichten, die mir die Orte heute geben.
Und die Bäume am Wallplatz, rund um die Reste des alten Springbrunnens, müssen heute in grellem Gelb und Rot leuchten. Es ist Herbst, und der will erlebt werden!
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Dienstag, 27. Oktober 2009
Mittwoch, 21. Oktober 2009
Festungswälle und Bastionen
Einer meiner Lieblingsorte in Danzig ist ganz entschieden die alte Steinschleuse geworden, die die Niederstadt von der Vorstadt trennt.
Gleich hinter dem schmalen Leege Tor - die Durchfahrt ist einspurig, und so gibt es immer ein großes Gerangel darum, wer als erster durchfahren darf, ein großes Gehupe und Gedrängel - türmen sich die Erdkegel der Bastion Maidloch und der Bastion Gertrud auf. Und dahinter, eine bewaldete Wand: der Bischofsberg, bunt getupft und schon arg mitgenommen von den vergangenen Stürmen.
Aber zurück zu der Steinschleuse: Wo im Sommer Kinder umhersprangen und sich in das trübe Wasser schubsten, herrscht nun Stille, Schwäne gleiten durch den Nebel, der sich über die Wasser der Mottlau gelegt hat, und verschwinden mal in den Schwaden, mal im Schilf des Ufers.
Wenn man mutig ist, kann man auf den verfallenen Resten der Steinschleuse balancieren, kann von Granitblock zu Granitblock springen, um schließlich klopfenden Herzens den Aufstieg auf die Krone der Bastion Gertrud zu unternehmen. Einst ließen sich hier in diesen Wällen, die aufgeschüttet wurden aus der Erde und dem Dreck der Stadt, zuhauf Porzellanreste und Münzen finden. Nun ist alles grasüberwuchert, keine Chance, an den Grund zu gelangen.
Von oben hat man eine wunderbare Sicht auf die Niederstadt, dieses wunderbare Viertel: auf den Wallplatz, das alte städtische Leihhaus, und schließlich das kleine Zeughaus, in dem nun ein Institut der Kunsthochschule residiert. Im Innenhof stehen die Fingerübungen der angehenden Bildhauer: Oberkörper, Tiere, Fabelwesen liegen da wild durcheinander, gucken aus dem Nebel heraus den Fußgänger an. Vielleicht das poetischste Bild, das sich finden lässt, weit und breit.
Und da, ganz weit hinten: Die Marienkirche, auch der Turm des Rathauses. Wie weit weg das alles scheint!
Hier gibt es vorerst Spannenderes zu entdecken: Von hier oben lässt sich am Fuß der Bastion Maidloch eine Öffnung ausmachen, die sich später als Fledermaushöhle entpuppen soll: Wer hineinblickt, den umweht ein kalter Hauch. Ein Königreich für eine Taschenlampe!
Gleich hinter dem schmalen Leege Tor - die Durchfahrt ist einspurig, und so gibt es immer ein großes Gerangel darum, wer als erster durchfahren darf, ein großes Gehupe und Gedrängel - türmen sich die Erdkegel der Bastion Maidloch und der Bastion Gertrud auf. Und dahinter, eine bewaldete Wand: der Bischofsberg, bunt getupft und schon arg mitgenommen von den vergangenen Stürmen.
Aber zurück zu der Steinschleuse: Wo im Sommer Kinder umhersprangen und sich in das trübe Wasser schubsten, herrscht nun Stille, Schwäne gleiten durch den Nebel, der sich über die Wasser der Mottlau gelegt hat, und verschwinden mal in den Schwaden, mal im Schilf des Ufers.
Wenn man mutig ist, kann man auf den verfallenen Resten der Steinschleuse balancieren, kann von Granitblock zu Granitblock springen, um schließlich klopfenden Herzens den Aufstieg auf die Krone der Bastion Gertrud zu unternehmen. Einst ließen sich hier in diesen Wällen, die aufgeschüttet wurden aus der Erde und dem Dreck der Stadt, zuhauf Porzellanreste und Münzen finden. Nun ist alles grasüberwuchert, keine Chance, an den Grund zu gelangen.
Von oben hat man eine wunderbare Sicht auf die Niederstadt, dieses wunderbare Viertel: auf den Wallplatz, das alte städtische Leihhaus, und schließlich das kleine Zeughaus, in dem nun ein Institut der Kunsthochschule residiert. Im Innenhof stehen die Fingerübungen der angehenden Bildhauer: Oberkörper, Tiere, Fabelwesen liegen da wild durcheinander, gucken aus dem Nebel heraus den Fußgänger an. Vielleicht das poetischste Bild, das sich finden lässt, weit und breit.
Und da, ganz weit hinten: Die Marienkirche, auch der Turm des Rathauses. Wie weit weg das alles scheint!
Hier gibt es vorerst Spannenderes zu entdecken: Von hier oben lässt sich am Fuß der Bastion Maidloch eine Öffnung ausmachen, die sich später als Fledermaushöhle entpuppen soll: Wer hineinblickt, den umweht ein kalter Hauch. Ein Königreich für eine Taschenlampe!
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