Samstag, 22. August 2009

Danzig à l'intime

Vor sechs Uhr morgens ist man mit Danzig allein, die Mottlau liegt schlafend da, das Krantor hüllt sich in Schweigen. Barylka und Goldwasser haben die Stühle noch nicht an die Tische gestellt, ein paar Möwen treiben verschlafen auf dem Wasser...

Was für eine wunderbare Option: Wenn man morgens um fünf nicht mehr einschlafen kann, weil einem eine Szene nicht aus dem Kopf geht, die man Tags zuvor noch entworfen hat, in die Schuhe zu fahren, in ein paar hundert Metern an der Brücke zu stehen und noch gar nicht richtig zu begreifen, wo man ist und warum...

Die sagenhafte Leere. Als hätte man in den letzten Tagen einvernehmlich beschlossen, Danzig zu verlassen, und alle wussten davon, nur ich nicht. Man sieht so viel mehr: Die Regenrinnen der Häuser, die Friese, die Schafgarbe, die aus einem Mauervorsprung herauswuchert. Den Leib Danzigs ganz vorsichtig betasten, sich an ihm entlang-tasten, dann, wenn noch keiner guckt, ihn keiner streitig macht und für sich beansprucht. Heute früh um halb sechs hat Danzig mir allein gehört.

1 Kommentar:

  1. Hallo Sabrina,

    die Nächte und die frühen Morgen sind etwas Besonderes in Danzig. Mit offenen Sinnen nimmt man Surreales auf. Du musst die Ader in Dir haben, die Antenne, die es Dir ermöglicht, Dinge zu sehen, die in Danzig alltäglich und trotzdem etwas Einzigartiges sind. Aus Deinen Berichten geht hervor, dass Du diese besondere Ader hast.

    Aber nicht nur die Stadt nimmt gefangen. Es ist auch das Umland, die Niederung, das Werder, die Seen auf der Höhe.

    Schreib uns Deine Berichte weiter, lass uns miterleben, was Du siehst, was Du empfindest. Es ist jedes Mal ein Erlebnis und auch wenn ich dann vielleicht gerade nicht in Danzig bin, so fühle ich mich beim Lesen Deiner Berichte der Stadt doch sehr nahe.

    Herzliche Grüße
    Wolfgang

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